Abgeschlossene Projekte



Überzeichnete Spektakel. Inszenierungen von Gewalt im Comic (2019)

Comic und Gewalt teilen eine lange Geschichte. Über Jahrzehnte hinweg war das kulturelle Image des Comic das eines gewaltaffinen Mediums. Diese konstruierte Nähe des Mediums zur Gewalt hat sein Selbstverständnis nachhaltig geprägt. Die vorliegende Studie geht davon aus, dass auf Inszenierungen der Gewalt im Comic zu reflektieren heißt, dass man von dessen formaler Betrachtung nicht absehen kann. Im Zentrum dieser Fallstudien zum Verhältnis von Comic und Gewalt steht die Auseinandersetzung mit exemplarischen Inszenierungen von Gewalt im Comic.

Wie für kaum ein anderes Medium gilt für den Comic: Die Form bestimmt den Inhalt. Seine Gewaltdarstellungen können nicht losgelöst von den Bedingungen ihrer Darstellung gesehen werden. Der Comic verfügt über ein eingeschriebenes Wissen um die Bildlichkeit der Welt. Als Medium geht er davon aus, dass sich Kultur im Kern auf eine ihr eigene Bildebene zurückführen lässt. Insofern ist er das erste Medium, das diese Bildlichkeit konsequent umsetzt. Dafür wählt er insbesondere Techniken der Überzeichnung und des Spektakels – was einstmals als Ausweis seiner „Primitivität“ galt, ist tatsächlich die besondere Kompetenz des Comic. Mit Studien zu Frank Millers
Sin City, Yann und Conrads Helden ohne Skrupel, Brian Azzarello und Eduardo Rissos 100 Bullets, Brian Woods DMZ, den Comics von Baru, Joe Sacco, Hermann Huppen und Winshluss‘ Pinocchio.

Überzeichnete Spektakel. Die Inszenierung von Gewalt im Comic
Baden-Baden 2019: Nomos Verlag

https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/9783845262468/ueberzeichnete-spektakel

 


„Die unfassbare Tat“ – Gesellschaft und Amok (2017)

Der Amoklauf ist Ausdruck von Kontrollverlust. Wo und wann immer ein Amoklauf möglich wird, zeigt er, dass Gesellschaft letztlich nicht in der Lage ist, solche Gewalttaten zu verhindern. Gleichzeitig verweist der Amoklauf auf ein Defizit an Selbstkontrolle beim Täter, der sich von den geltenden Modi zivilisatorischen Verhaltens verabschiedet hat. Der Amoklauf bedarf daher der Gelegenheit zur Gewalttat ebenso, wie der Bereitschaft dazu. Das Buch untersucht, wie Gesellschaft auf Taten reagiert, bei denen ein Höchstmaß an Gewalt angewendet wird, die prominent im öffentlichen Raum verübt werden und das gesellschaftlich akzeptierte Ausmaß an Regelverletzungen bei weitem überschreiten.

Diesen Zusammenhang untersucht die diskursanalytisch angelegte Studie exemplarisch anhand der öffentlichen Reaktionen auf vier Amokläufe in Deutschland nach: Erfurt 2002, Emsdetten 2006, Winnenden 2009, Lörrach 2010. Das Projekt interessiert sich dafür, auf welche Weise Gesellschaft auf Taten reagiert, in denen ein Höchstmaß an Gewalt angewandt wird, die außerdem sichtbar im öffentlichen Raum verübt werden und die das gesellschaftlich akzeptierte Normalitätssoll von Regelverletzungen krass überschreiten. Diesen Zusammenhang untersucht die Studie am Beispiel sogenannter Amokläufe, die zwar terminologisch immer, in der gesellschaftlichen Wahrnehmung der einzelnen Taten aber nicht zwingend Fall als exzeptionelle Handlungen wahrgenommen werden, die das den lebensweltlichen Alltag garantierende Normalitätssoll aufsprengen und in seiner Funktionsfähigkeit in Frage stellen.

Das Interesse richtet sich nicht primär auf das Phänomen des Amoklaufs selbst, also auf eine spezifische Gewalt oder auf die ohnehin kaum rekonstruierbaren Charakterprofile und Motive der Täter. Vielmehr nimmt die Untersuchung die gesellschaftliche Wahrnehmung solcher Taten in den Blick, fragt, wie diese verläuft und welche gesellschaftlichen Strategien im Umgang damit entwickelt werden. Als extreme Gewalttaten, also als Extremform der gesellschaftlichen Regelverletzung, stellen Amokläufe einen Bruch des für Vergesellschaftung stets notwendigen Kontinuums an lebensweltlicher Normalität dar. Sie sind nicht nur eine Störung der Verbindlichkeit gesellschaftlicher Routinen und des Vertrauens in die Sicherheit der Lebenswelt. Vielmehr stellt der Amoklauf die erfolgreiche Verwirklichung von Vergesellschaftung grundsätzlich in Frage.

 

 

Die unfassbare Tat. Gesellschaft und Amok

Frankfurt a.M. / New York 2017: Campus

 

https://www.campus.de/buecher-campus-verlag/wissenschaft/soziologie/die_unfassbare_tat-10912.html


Einbildung und Gewalt. Film als Medium gesellschaftlicher Konfliktbearbeitung (2017)

Konflikte in der Gesellschaft werden im Film nicht nur zur Darstellung gebracht. Das Medium Film stellt vielmehr einen zentralen Ort dar, an dem soziale Konflikte dekliniert, analysiert und begreifbar gemacht werden. Der Band erschließt das Verhältnis von Film und Konflikt anhand von vier unterschiedlichen Zugriffen filmischer Konfliktbearbeitung: „reine Fiktion“, „Intervention“, „Gedankenexperiment“ und „realitätsmimetische Fiktion“.

In der Moderne werden gesellschaftliche Konflikte vor allem über ihre mediale Darstellung und Inszenierung ausgetragen. Das bedeutet nicht, dass Gesellschaft konfliktfrei wäre; das Gegenteil ist der Fall. Zwei Aspekte stehen für den Band dabei im Vordergrund: Über Medien läuft zentral die gesellschaftliche Kommunikation in der Gegenwart. Die mediale Aufbereitung von Konflikten und Gewalterfahrungen ist wichtiger Bestandteil und selbst Akteur des gesellschaftlichen Diskurses. Gesellschaftlich sind Filme sowohl Reflexionen auf solche Diskurse und Erfahrungen, als auch unmittelbar Interventionen in laufende Diskurse. Zugleich stellen die Bilder und Narrative des Films Referenzen an eine oftmals nicht mehr einholbare Realität dar. Erst mittels der filmischen Darstellung wird so auch eine Erfahrung von Gesellschaft als Konfliktraum möglich.

Analysiert werden Filme, die paradigmatisch für diese Kategorien stehen: Quentin Tarantinos
Reservoir Dogs, Reinhard Hauffs Messer im Kopf, Steven Soderbergs Contagion, Kathryn Bigelows Zero Dark Thirty sowie, als Meditation auf eine Ethik der Gewalt, Clint Eastwoods Unforgiven.

 

Einbildung und Gewalt. Film als Medium gesellschaftlicher Konfliktbearbeitung

Frankfurt a.M. / New York 2017: Campus

 

http://www.bertz-fischer.de/product_info.php?cPath=1_23&products_id=493


„Doch ist das Wirkliche auch vergessen, so ist es darum nicht getilgt.“ Beiträge zum Werk Siegfried Kracauers (2017)

Sammelband, hg. mit Susanne Martin, Paul Fleming, Ulrike Vedder, Wiesbaden 2017: Springer VS

Kaum ein intellektueller Autor steht wohl so konsequent und facettenreich für das 20. Jahrhundert, wie Siegfried Kracauer, dessen Todestag sich 2016 zum 50. Mal jährt. Wie kein anderer hat Kracauer ein Spektrum an Interessen abgedeckt, das in sich ein Panorama abbildet, wie es paradigmatisch für kulturelle und intellektuelle Tendenzen der Zeit von Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die 1960er Jahre hinein steht.

So wie Kracauer mit großer Leichtigkeit zwischen den Gattungen wechselt – vom Roman zum Feuilleton zur wissenschaftlichen Untersuchung –, so zeichnet sich das letztere Feld bei ihm durch ein explizit nicht disziplinengebundenes Interesse aus. Kracauer ist interessiert an Themen und Fragestellungen, weniger übt er eine bestimmte Fachdisziplin aus. Der Sammelband würdigt, aus Anlaß des 50. Todestages Siegfried Kracauers, dessen Werk in zahlreichen seiner Facetten. Obwohl unterdessen einiges an Sekundärliteratur zu Kracauer vorliegt, existiert bislang keine andere Publikation, die sich der Herausforderung annehmen würde, alle Themenbereiche abzudecken, mit denen Kracauer sich befaßt hat.

 

„Doch ist das Wirkliche auch vergessen, so ist es darum nicht getilgt.“

Beiträge zum Werk Siegfried Kracauers

Wiesbaden 2017: Springer VS

 

https://www.springer.com/de/book/9783658132385


Vermittlungskulturen des Amoklaufs. Zur medialen Präsenz spektakulärer Gewalt (2016)

Sammelband, hg. mit Silke Braselmann, Wiesbaden 2016: Springer VS

Amok ist ein nachholendes Medienphänomen, bei dem es nur eine Frage der Zeit zu sein scheint, bis eine professionelle Kamera mitläuft. Die Protagonisten des Amok bedienen sich der ganzen Bandbreite an zur Verfügung stehenden medialen Kulturtechniken, die stets spezifische Medientechniken und Genre-Ästhetiken teils erstaunlich professionell zitieren und so die mediale Nachverhandlung ihrer Tat bereits aktiv vorbereiten. Schließlich wird das Phänomen des Amoklaufens ausgiebig in verschiedenen Medienformaten aufbereitet, kommentiert, analysiert und stilisiert.

Wenn die mediale Aufbereitung, Distribution und Repräsentation von Amok gewissermaßen eine Produktion von Wirklichkeit generiert, bei der am Ende nicht mehr erkennbar ist, ob soziale Wirklichkeit medial induziert ist oder ob Medienrepräsentationen Wirklichkeit im doppelten Sinne vertreten – nämlich sowohl als symbolische Form als auch als soziale Praxis – dann wirft dies diverse Probleme auf. Insbesondere stellen sich einige Fragen, die das Verhältnis von Gesellschaft, Medien, Subjektivität und Gewalt betreffen. Wie real ist die medial vermittelte Gewalt von Medienformaten einzustufen? Und wie medial muss real ausgeübte Gewalt adressiert werden? Welche Formen der medialen Vermittlung scheinen hier eine besondere Reichweite zu haben? Inwieweit verläuft Vergesellschaftung selbst über mediale Kanäle und inwieweit bezieht sie dabei die Repräsentation des sozial und kulturell Verfemten als Spektakel und als Spektakuläres systematisch mit ein? Auf welche Weise konstituiert sich Subjektivität inmitten dieser Konstellation medialer Überschneidungen mit jenen Hemisphären, die noch immer mit dem Attribut des ‚Authentischen‘ belegt sind?

Zweifellos ist der Amoklauf nicht das einzige Phänomen der Gegenwart, das derartige Fragen generiert. Aber in ihm wird die paradoxe Gemengelage einer die soziale Realität kommentierenden Medialität, die umgekehrt soziale Realität im Kommentar überhaupt erst wahr macht (wahr spricht), in der konsequentesten Form pointiert. Der geplante Workshop wird dieses Themenfeld über das Phänomen des Amoklaufs und dessen mediale Bearbeitungen analysieren und aufschließen.

 

Vermittlungskulturen des Amoklaufs. Zur medialen Präsenz spektakulärer Gewalt

Wiesbaden 2016: Springer VS

 

https://www.springer.com/de/book/9783658166014


Kampf um Images. Visuelle Kommunikation in gesellschaftlichen Konfliktlagen (2015)

Sammelband, hg. mit Lutz Hieber & York Kautt, Wiesbaden 2015: Springer VS

Von einem Kampf um Images zu sprechen bedeutet, einem Medienumbruch und einem damit zusammenhängenden soziokulturellen Wandel Rechnung zu tragen, mit dem die Kämpfe um Bilder neue Formen und Funktionen annehmen. Denn mit der Einführung technischer Bildmedien verändern sich der Stellenwert und die Bedeutung öffentlich kommunizierter Bilder und der daran angeschlossenen Formen der Vergesellschaftung und damit auch die bildbezogenen Konfliktlagen: Zum einen verkoppeln ›realistische‹ Bilder die gezeigten Oberflächen in neuer Weise mit der Identität der in ihnen zu Erscheinung gebrachten Objekte. Zum anderen führt die technische Reproduzierbarkeit, Vermassung und Marktförmigkeit der Bilder zur Entstehung öffentlicher (Bild-)Räume, in denen die Identitäten verschiedenster Sinnangebote primär über Bilder kommuniziert werden.

 

Nicht zuletzt steigern seit dem 19. Jahrhundert neue Bildmedien die Partizipationsmöglichkeiten breiter Teile der Bevölkerung auf der Seite der Medienproduktion. Unter Image-Kommunikation versteht dieser Band Prozesse der Schematisierung von Identität, in denen medial verbreitete Bilder und Bildkomplexe als Bezugsrahmen der Identifizierung und Qualifizierung sozialer Objekte genutzt und reflektiert werden. Dieser Prozess kann sich produktiv in der ästhetischen Produktion ebenso ereignen wie in der Medienrezeption, die eine Darstellung als Image identifiziert. Einzelne Images sind diesem Verständnis zufolge Entitäten, die im Prozess der Image-Kommunikation über Wiederholungen und Typisierungen kondensieren und durch ein jeweils spezifisches Bündel visualisierter Identitätsattribute gekennzeichnet sind. Die Bedeutungsmodulationen von ›Image‹ in verschiedenen Anwendungskontexten des Alltags haben ihren Kern, ihren Ausgangs- und Haltepunkt in den über die Verbreitungsmedien reproduzierten Bild-Images und den stärker formalisierten und professionalisierten Image-Kommunikationen.

 

Kampf um Images. Visuelle Kommunikation in gesellschaftlichen Konfliktlagen

Wiesbaden 2015: Springer VS

 

https://www.springer.com/de/book/9783658017118


Comics. Bilder, Stories und Sequenzen in religiösen Deutungskulturen (2015)

Sammelband hg. mit Frank Thomas Brinkmann / Nathanael Riemer, Wiesbaden 2015: Springer VS

Der Sammelband wendet sich dem Medium Comic zu, um dessen signifikante Bezüge zu religiösen Strukturen und Motiven erkennbar zu machen. Untersucht wird, wie Weltreligionen einerseits zum Thema gemacht werden, andererseits aber auch sich selbst inszenieren und strategisch platzieren können. Comics sind fester Bestandteil spätmoderner Text- und Zeichenwelten. Sie haben der Gegenwartskultur nicht nur Storys und Sagenkränze beschert, sondern auch Mythen, Ikonen und Helden.

Der Comic als Medium hat Rezeptionsgewohnheiten verändert und Reflexionsstrategien neu gestaltet. Populäre Erzählmuster sind von der Trivialität und Banalität der Strips und Cartoons ebenso beeinflusst worden wie die intellektuellen Diskurse von den metatextuellen Realitätskonstruktionen der Graphic Novel. Als Kulturpraxis eines „(re)constructing meaning“ ist Comiclektüre ein Sujet für idealistische Subjektivitätstheorien, sozialkonstruktivistische Modelle und literaturkritisch-semiotische Konzepte. Im Rahmen der Literatur-, Medien- und Kulturwissenschaften lässt sich der Comic als ein Medium der kulturellen Selbstvergegenwärtigung und Selbstbesinnung lesen.

 

Comics. Bilder, Stories und Sequenzen in religiösen Deutungskulturen

Wiesbaden 2015: Springer VS

 

http://www.springer.com/de/book/9783658014278


The Wire. Analysen zur Kulturdiagnostik populärer Medien (2014)

Gemeinsam mit Michael Cuntz, Markus Krause, Lars Koch & Philipp Schulte, Wiesbaden 2014: Springer VS

Das Projekt fragt nach dem diagnostischen Potential der (zeitgenössischen) Populärkultur allgemein und nach den spezifischen Kompetenzen einer Fernsehserie wie The Wire (USA 2002-2008) im Besonderen. Seit einigen Jahren hat sich eine neue Perspektive auf die Objekte und Praxen zeitgenössischer Kultur durchgesetzt, die von ihrem distinktiven Charakter als Akteur innerhalb des kulturellen Feldes ausgeht. Dazu ist es erforderlich, den Produkten der Massen- und Populärkultur eine epistemische Kompetenz zuzubilligen. Zugleich braucht es einen Begriff von Populärkultur, der diese nicht länger in eine strikte Opposition zur ‚Hochkultur‘ stellt und homogenisiert, sondern der differenziert die unterschiedlichen reflexiven und performativen Potentiale massenhaft ‚erfolgreicher‘ Medienprodukte erfaßt.

Die Serie
The Wire lässt sich dafür exemplarisch an der Schnittstelle zwischen sogenanntem Mainstream und Nobilitierungssegment verorten. Insofern könnte The Wire ein hervorragendes Beispiel dafür darstellen, wie innerhalb des populärkulturellen Mainstreams komplexe und analytische Narrative entfaltet werden. Anhand von The Wire ermittelt das Projekt, inwieweit insbesondere Populärkultur über eine Kompetenz zur Analyse komplexer zeitgenössischer gesellschaftlicher und kultureller Zusammenhänge verfügt und welche Verfahren ihr dabei zur Verfügung stehen.

 

The Wire. Analysen zur Kulturdiagnostik populärer Medien

Wiesbaden 2014: Springer VS

 

http://www.springer.com/de/book/9783658012397


DFG-Netzwerk „Spielformen der Angst“ (Leitung: Dr. Lars Koch, Siegen; 2009-2011); Angst.
Ein interdisziplinäres Handbuch (Hg.v.Lars Koch; Metzler: Stuttgart 2013)


Im Zeitalter der „global flows“ hat Angst Hochkonjunktur. Angesichts von Terror, Klimakatastrophe, Finanzkrise, dem Verlust von sozialen und normativen Gewissheiten etc. sieht sich die Gegenwartskultur der doppelten Spannung ausgesetzt, Teil der kommunikativen Prozessierung von Angst als einem Grundgefühl der Gegenwart zu sein und zugleich die gesellschaftlichen Beobachtungsprozeduren im Umgang mit manifesten und imaginären Schreckenshorizonten zu beobachten und zu reflektieren.

Das als Diskussions- und Publikationszusammenhang angelegte DFG-Netzwerk „Spielformen der Angst“ hatte es sich vor diesem Hintergrund zur Aufgabe gemacht, Angst als kulturelles Magma der Gegenwart zu fassen und danach zu fragen, auf Grundlage welcher kulturellen, diskursiven und medialen Codierungen dieses starke, individuelle und kollektive Sphären vernetzende Gefühl in der Moderne Wirkungen als Impulsgeber für wissenschaftliche, soziokulturelle und künstlerische Diskurse und Praktiken entfaltet.

Angst. Ein interdisziplinäres Handbuch

Hg.v.Lars Koch; Metzler: Stuttgart 2013

http://www.spielformen-der-angst.de/

 

http://www.amazon.de/Angst-interdisziplin%C3%A4res-Handbuch-Lars-Koch/dp/3476024156


Wie aus Wildnis Gesellschaft wird. Kulturelle Selbstverständigung und populäre Kultur am Beispiel von John Fords Film The Man Who Shot Liberty Valance (2012)

Die Studie untersucht John Fords Western
The Man Who Shot Liberty Valance (USA 1962) als exemplarischen Gegenstand der Kultursoziologie. Dabei handelt es sich um einen der Klassiker des Western-Genres, das bis Anfang der 1970er Jahre als das einflußreichste Genre Hollywoods gelten konnte. Kaum ein anderer Film verhandelt so explizit die Gründung der Gesellschaft aus dem Geist der Gewalt und aus dem Raum einer unkultivierten Wildnis heraus.

Geradezu lehrstückhaft wird das Procedere der Gesellschaftsgründung an der amerikanischen Frontier des ausgehenden 19. Jahrhunderts beschrieben – von der Überwindung des individuell Bösen bis hin zur Implementierung der Zivilisation als Staat der Union. In der Regel verfügen soziale Gemeinschaften über mythologisierende Ursprungsnarrative, die kulturelle, soziale und ethische Identifikation ermöglichen und eine Voraussetzung gelingender Vergemeinschaftung darstellen. In der Gegenwart der Spätmoderne wird diese Funktion insbesondere vom Massenmedium Film übernommen. Am Beispiel von Fords Film
wird die mythologisch-narrative Qualität speziell des Westerns nachvollzogen.

Wie aus Wildnis Gesellschaft wird. Kulturelle Selbstverständigung und populäre Kultur am Beispiel von John Fords Film The Man Who Shot Liberty Valance

Wiesbaden 2012: VS Verlag

 

http://www.springer.com/de/book/9783531167749


Comics and the City: Urban Space in Print, Picture, and Sequence (2010)

Sammelband, hg. mit Arno Meteling, London/New York 2010: Continuum

Comics and the City
deals with possibly the most important aspect of the aesthetics and narratives of comics—urban topography and environment. This collection of essays covers a variety of international approaches to the medium of comics. Not only is the city depicted repeatedly in comic books, but it also serves as a major structural and aesthetic influence on them. Comics emerged parallel to, and in several ways intertwined with, the development of modern urban mass societies at the turn of the 20th century.

On the one hand, urban topoi, self-portrayals, forms of urban cultural memories, and variant readings of the city (strolling, advertising, architecture, detective stories, mass phenomena, street life, etc.) are all incorporated into comics. On the other hand, comics have unique abilities to capture urban space and city life because of their hybrid nature, consisting of words, pictures, and sequences. These formal aspects of comics are also to be found within the cityscape itself: one can see the influence of comic book aesthetics all around us today. With chapters on the very earliest comic strips, and on artists as diverse as Alan Moore, Carl Barks, Will Eisner and Jacques Tardi,
Comics and the City is an important new collection of international scholarship that will help to define the field for many years to come.

Comics and the City: Urban Space in Print, Picture, and Sequence

London/New York 2010: Continuum

 

https://www.bloomsbury.com/uk/comics-and-the-city-9780826440198/


Frühembryonale Menschen? Anthropologische und ethische Effekte der Biowissenschaften (2008)

Die Studie untersucht den Einfluß der Diskussion um die Biowissenschaften auf die kulturelle Definition des Menschen, besonders bzgl. der Einbeziehungung embryonaler Lebensformen in soziale Zusammenhänge, die sich auf der Scheidelinie zwischen menschlichen Subjekten und nicht-menschlichen Objekten bewegen. Daraus resultiert eine Unschärfe für eine kulturanthropologische Bestimmung der Gattung „Mensch“, die sich auf die politische, ethische und soziale Einordnung der Biowissenschaften auswirkt.

Wenn solche Organismen selbst schon soziale Akteure und Rechtssubjekte sind, ergeben sich weitreichende Fragen für eine Definition der menschlichen Gattung. Die soziale und normative Reichweite der Kategorie „Mensch“ stünde zur Disposition. Zugunsten einer reflektierten Differenzierung führt die Studie den analytischen Begriff „frühembryonale Lebensform“ ein. Unter Rückgriff auf Unterlagen der Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages zum Thema Biowissenschaften werden die kultursemiotischen und ideengeschichtlichen Voraussetzungen der Diskussion herausgearbeitet. So wird eine Analyse der bioethischen und biopolitischen Debatte selbst vorgelegt. War es bislang üblich, die Biowissenschaften und ihre Praktiken zu befragen, geraten hier die unterschiedlichen gesellschaftlichen und humanwissenschaftlichen Positionen, die die Diskussion prägen, ins Visier. Damit trägt die Untersuchung zur Aufklärung der gesellschaftlichen Diskussion über sich selbst bei.

Frühembryonale Menschen? Anthropologische und ethische Effekte der Biowissenschaften

München 2008: Wilhelm Fink Verlag (Reihe „Übergänge“, Bd. 55)

 

https://www.fink.de/katalog/titel/978-3-7705-4450-9.html


Im Zauber der Zeichen. Beiträge zur Kulturgeschichte des Mediums (2007)

Sammelband hg. mit Stephan Braese, Berlin 2007: Verlag Vorwerk8

Das moderne Medienverständnis knüpft an die Praxen und an die diskursiven Traditionen solcher Medien in weit höherem Maße an, als sein Selbstbild gemeinhin suggeriert. Verwendung von Medien hat es schon immer und in den vielfältigsten Formen gegeben. Akte zur Weitergabe, Einholung oder auch Speicherung von Information sind allgegenwärtiger Bestandteil der Kulturgeschichte. Abgesehen davon, dass sich die Techniken der verwendeten Praxen gewandelt haben, unterliegen jedoch auch Absicht und Zweck der Mediennutzung einem Prozeß anhaltender Transformation. Das spiegelt sich sowohl im kulturellen Ritualverhalten wider als auch in der Interface-Situation vom Mensch/Subjekt und Medium/Maschine.

Die erstaunliche Kontinuität des Mediums verweist daher darauf, dass es sich bei der vielfältigen Nutzung von Medien nicht nur darum handelt, dass das Medium selbst älter ist als die moderne Massenkommunikation, sondern dass über das Element des Mediums ein essentielles Moment von Kulturalisation überhaupt erst generiert werden dürfte. Der Sammelband zielt darauf, den
diskursiven Traditionssträngen einer Kultur des Mediums nachzuforschen - einer Kultur der Praktiken wie der Theorien. Was erhielt unter welchen Umständen die Kennzeichnung Medium, auf welche Weise erfolgte diese Zuschreibung? Welche Bedeutung und Funktion haben Medien historisch und analytisch innegehabt? Wie haben sich der Begriff und die Sache “Medium” in seine moderne Existenzform transformiert, schließlich technifiziert? Welche Ungleichzeitigkeiten zwischen medialer Hardware und tradierter kultureller Zuschreibung lassen sich beobachten? Welche Effekte haben diese Ungleichzeitigkeiten auf unsere Nutzer-Identitäten, auf unsere Wahrnehmung?

Im Zauber der Zeichen. Beiträge zur Kulturgeschichte des Mediums

Berlin 2007: Verlag Vorwerk8

 

https://www.amazon.de/Im-Zauber-Zeichen-Stephan-Braese/dp/393091686X


Leben und Kulturen – Die Diffusion des Humanen (2007)

Sammelband, hg. mit Mirjam Biermann & Georg Toepfer, Wien etc. 2007: Verlag Peter Lang

Natürlich oder künstlich, biologisch oder kulturell, Zellhaufen oder schon ein Mensch – die klaren Abgrenzungen von einst sind fragwürdig geworden. Sind die im Labor geformten Klone künstlich oder natürlich? Ist der tradierte Werkzeuggebrauch bei freilebenden Schimpansen schon Kultur? Ist ein Embryo im Mutterleib ein Mensch, dem ein Recht auf körperliche Unversehrtheit zukommt? Die traditionellen Antworten auf diese Fragen zielen auf die Stabilisierung von Differenzen entlang der Oppositionspaare Tier/Mensch, geboren/ungeboren, gezeugt/gemacht.

Diese Grenzverläufe sind brüchig geworden, seit Anthropologie und Primatologie den Kulturbegriff in Frage stellen und seit die Biowissenschaften die Grenzen zwischen Menschen und Nicht-Menschen auf vielerlei Weise verwischen. In dieser Situation der Verunsicherung reflektiert der Band die Voraussetzungen und Bedingungen der traditionellen Antworten und sucht nach Perspektiven jenseits der etablierten Disziplinengrenzen. Die Beiträge untersuchen das Phänomen einer Diffusion des Humanen von einer breiten Palette humanwissenschaftlicher Disziplinen aus – von der Anthropologie über Kulturwissenschaft und Philosophie bis hin zur Rechtswissenschaft. Im Ergebnis entsteht eine interdisziplinäre Untersuchung der ambivalenten Situation, in der sich gegenwärtig die Bestimmung des Menschen befindet.

Leben und Kulturen – Die Diffusion des Humanen (2007)

Wien etc. 2007: Verlag Peter Lang

 

https://www.peterlang.com/view/title/48945


 

Acid as Blood“. Kernelemente einer Mythologie der Moderne und ihre populärkulturelle Repräsentation in der Alien-Tetralogie (2006)

Die Studie untersucht, inwiefern die These von einer Mythologie der Moderne am Beispiel der
Alien-Filmtetralogie belegt werden kann. Das Untersuchungsinteresse geht sowohl in Richtung einer populärkulturellen Verarbeitung mythologischer Motive, als auch einer eigenständigen Generierung moderner Mythologeme durch das Medium Film.

Anhand der
Alien-Tetralogie lassen sich exemplarisch Schlüsselkategorien der Moderne nachvollziehen und in ein Verhältnis zu mythologischen und märchenhaften Motiven und Referenzen setzen (bspw. Subjekt, Gewalt, Technik, Arbeit), wodurch sich die Bezogenheit der Spätmoderne auf mythologische Narrative verdeutlichen läßt. Indem durch das Medium des Films hindurch leitmotivisch Kernelemente der Moderne untersucht werden, die auf ihre mythologieproduzierende Wirkmächtigkeit hin befragt werden, schließt die Studie an filmwissenschaftliche Methoden an, die sie für eine genuin kulturwissenschaftliche Fragestellung fruchtbar zu machen gedenkt.

 


Ödipus: Politik des Schicksals (2004)

Die Studie interessiert sich für die Bedingungen der Organisation von Gesellschaft als „imaginärer Institution“ (Cornelius Castoriadis) und verbindet dazu sozial-, kultur- und religionsphilosophische Motive. Die Arbeit geht davon aus, daß der symbolische Aspekt von Gesellschaft, der für ihre Konstitution von Bedeutung ist, empirisch nicht erfaßt werden kann. Um sich ihm analytisch zu nähern, empfiehlt es sich, auf jene mythischen Bilder zurückzugehen, die vom Ursprung des Sozialen erzählen.

 

Ödipus: Politik des Schicksals

Bielefeld 2004: transcript Verlag

 

https://www.transcript-verlag.de/978-3-89942-252-8/oedipus/


Durchstreichungen. Essays zu Tod und Literatur (2001)

Von Nietzsche stammt der Satz, der Mensch sei das einzige Tier, das das Vorrecht genieße, sich selbst durchstreichen zu können. Durchstreichen kann sich der Mensch nicht bloß als Individuum, sondern auch als Projekt. Wer sich durchstreicht, verläßt das Fundament einer ihn bergenden Welt. Die allegorische Durchstreichung mit Hilfe der literarischen Einbildungskraft, kann auch die Möglichkeit eröffnen, über das Durchstrichene hinauszugehen.

Der Band befragt Beispiele aus der Literatur hinsichtlich ihrer Praxen einer solchen Durchstreichung und dazu einige Randfiguren der Literatur ausgewählt. Die zwischen Hermeneutik und Dekonstruktion angesiedelten Lektüren der Werke von Michail Bulgakow, Bruno Schulz, Alfred Kubin, Anne Sexton und dem Marquis de Sade rücken diese Autoren zurück in das Zentrum des Interesses. Sie zeigen, dass das Motiv des Todes einen zentralen Stellenwert in ihren Werken einnimmt und erst die Möglichkeit des Lebens für einen einzigen Augenblick eröffnet. Abgerundet werden diese literarischen Essays durch Studien über die Öffentlichkeit des Selbstmords, sowie zum Tod von Lady Di.

 

Durchstreichungen. Essays zu Tod und Literatur

Würzburg 2001: Verlag Königshausen & Neumann

 

https://www.verlag-koenigshausen-neumann.de/product_info.php/info/p2107_Durchstreichungen--Essays-zu-Tod-und-Literatur---13-00.html


Selbstmord. Die Geste des illegitimen Todes (2001)

Die Arbeit analysiert den Selbstmord als gesellschaftliches Phänomen. Ihr methodischer Ausgangspunkt liegt jenseits der auf Durkheim zurückgehenden Suizidologie. Die Normabweichung rechtfertigt sich darin selbst als Gegenstand eines soziologischen Interesses, das vor allem darauf gerichtet ist, die soziale Norm wieder herzustellen. Das Phänomen des Selbstmords wird im allgemeinen aus einem gesellschaftlichen Blickwinkel untersucht, der soziale Devianz eindämmen möchte und das abweichende Verhalten pejorativ beurteilt.

Dieser Blickwinkel wird umgekehrt. Es liegt nahe, daß die vehemente Abwehr eines spezifischen sozialen Phänomens analytisch Aufschlüsse über die Organisation von Gesellschaft erlaubt. Unter der Prämisse, daß die Vergesellschaftung des Todes auch ein wichtiges Kriterium der sich seit der Neuzeit herausbildenden, bürgerlichen Gesellschaften darstellt, bietet die Analyse der symbolischen Verortung des Selbstmords in der Gesellschaft die Möglichkeit, soziale Begründungszusammenhänge offen zu legen. Das im Selbstmord zum Ausdruck kommende, deviante Verhalten ist in besonderer Weise normativ besetzt. Seine Devianz ist durch das soziale Gesetz nicht mehr zu ahnden. Hier steht der nomistische Souverän der vollzogenen Tat machtlos gegenüber.

Der Selbstmord ist nicht regulierbar. Er geschieht auf der prekären Bruchstelle von Nomos und Autonomie. Jede andere soziale Devianz im Sinne sozialer Herrschaft bleibt regulierbar, da sie diskursiv einholbar bleibt. Das ist beim Selbstmord nicht der Fall. Hier begibt sich das Subjekt in eine anomische Differenz zum Sozialen, in welcher es auch sich selbst aufgibt. Die in der bürgerlichen Gesellschaft stark ausgeprägte ethische Festlegung des Menschen auf das Leben als Faktizität richtet ihr Interesse vorrangig auf die Bewahrung der gesellschaftlichen, nicht der individuellen Integrität. Interpretiert man daher Gesellschaft vom devianten Phänomen des Selbstmords her, so besteht die Aussicht, die moralische Verurteilung des Selbstmords auf ihren Grund hin zu dekonstruieren. In diesem Sinne folgt man dem Diktum Adornos, die Reflexion auf Gesellschaft beginne dort, wo Verstehbarkeit ende. Das bislang Unverstandene ist der Gegenstand gesellschaftstheoretischen Interesses.

 

 

Selbstmord. Die Geste des illegitimen Todes

München 2001: Wilhelm Fink Verlag

 

https://www.amazon.de/Selbstmord-Die-Geste-illegitimen-Todes/dp/3770535502