Current Projects

1.  Klimawandel im sub-saharischen Afrika
2.  Heimat und Migration
3.  Der Comic als Form
4.  Subjektivität



1. Klimawandel im sub-saharischen Afrika. Soziale und kulturelle Wahrnehmung, landwirtschaftliche Folgen und gesellschaftliche Transformation

Forschungsgruppe Justus-Liebig-Universität Gießen & Philipps Universität Marburg

Laufend, Förderung FlexiFunds, Forschungscampus Mittelhessen

Teilprojekt: „Prozesse gesellschaftlicher Transformation und anthropogener Klimawandel im sub-saharischen Afrika“

 

Das Projekt untersucht laufende Prozesse gesellschaftlichen Wandels im sub-saharischen Afrika daraufhin, inwiefern diese in Zusammenhang mit dem anthropogenen Klimawandel, speziell aber mit dessen Wahrnehmung in Gesellschaft und Kultur, als Herausforderung für die Stabilität und den Zusammenhalt gegenwärtiger Gesellschaften stehen. Es leistet einen Beitrag zur kultursoziologischen Transformationsforschung im Rahmen von Globalisierungsprozessen.



2. Heimat und Migration

 

Das Projekt geht davon aus, dass die aktuell breit diskutierte Konjunktur von Heimat vor allem Ausdruck einer Angst ist, die innerhalb der sich als Heimat begreifenden Gesellschaft grassiert. Die neuerliche Hinwendung zu einem schon abgesunken geglaubten Konzept, wie dem der Heimat, verweist vor allem auf die krisenhafte, angstbesetzte Wahrnehmung von Globalisierungsdynamiken, vor allem aber der jüngeren Migrations- und Flüchtlingsbewegung und deren Auswirkungen für die deutsche Gesellschaft. Heimat wird hier, zunächst ganz traditionell und mit der entsprechenden Gefühligkeit besetzt, als Schutzraum gegen scheinbare, vor allem empfundene Prozesse einer „Entheimatung“ in der eigenen Gesellschaft empfunden. Insofern zielt Heimat, gerade in ihrer aktuellen Gestalt, etwa als „Leitkultur“, gar nicht vornehmlich darauf, ein Kollektiv der Heimat-Individuen zu schaffen. Vor allem dient die Vorstellung von Heimat dem Ausschluss der Anderen, die weder jetzt dazu gehören, noch perspektivisch dazu gehören sollen oder können. Heimat als kulturelle Vorstellung erweist sich als Abweisung derjenigen, die mental, kulturell, ererbt, nie Teil des Eigenen werden können, selbst wenn sie es geschafft haben, physisch, materiell anwesend zu sein. Heimat ist das Konzept zur Leugnung der Anderen.


 3. Der Comic als Form

Sammelband, Ch.A. Bachmann Verlag, Berlin, Reihe: „Bildnarrative. Studien zu Comics und Bilderzählungen“

 

Trotz seiner Nähe zu verwandten medialen Formen wie Print / Literatur und Film, grenzt sich der Comic zugleich deutlich von diesen ab. Sein erzählerisches und darstellendes Potenzial entfaltet er immer dann, wenn er die Spannung zwischen der narrativen und der ikonographischen Ebene hält und diese in formaler Hinsicht nutzt. Der Comic besteht aus einer Kombination von Bild und Erzählung als eigenständiger semiotischer oder ikonographischer Textur. Narrative Verfahren im Comic lassen sich auch ohne Textebene etablieren. So bleibt er zwar klar ein Erzählmedium, darf aber keineswegs einfach als ‚Sonderform’ der Literatur verstanden werden. Zugleich ist der Comic keine ‚Sonderform‘ des Films und des bewegten Bildes. Seine Bilder sind programmatisch arretiert. Im Comic darf der Blick schweifen, die Seiten erschließen und Panels als arretierte Bilder abtasten; vor allem geht es um ein Lesen und Betrachten der Bilder. Im Vordergrund des Mediums Comic steht das Bild und dessen Migration in ein sequenziell organisiertes, narrativ ausgerichtetes, auch Bewegung imitierendes, lektürebasiertes Medium. Medial wichtig ist am Comic vor allem seine grafische Organisation. Ohne Bilder, ohne das Anhalten der Zeit, ohne die Synchronisierung der Panels und ihrer Darstellungen kein Comic. Als Medium lebt er von der Kraft und allen Eigenschaften des Bildes (und darauf basierender Ikonographien, Symbolisierungen, Semiotiken). Für eine Analyse des Mediums und seiner Eigenschaften ist es deshalb wesentlich, die Form des Bildes in den Fokus des Interesses zu rücken. Einerseits schließt der Comic an das klassische Bild an, etwa hinsichtlich Komposition, Symbolik, etc., andererseits modifiziert er es durch seine Strategien der Kombination, Synchronisation, Sequenzialisierung, etc. Das Bild prägt den Comic und der Comic verändert dieses Bild. Die interdisziplinäre Tagung will das Potenzial einer Bild-Kulturwissenschaft für die Analyse der spezifischen Medialität des Comics herausarbeiten und den interdisziplinären comic-theoretischen Diskurs weiter beleben.

 

Der Sammelband geht zurück auf eine gleichnamige Tagung an der Universität Gießen am 27. Juni 2019

 

Mit Beiträgen von Jörn Ahrens, Thomas Becker, Frank Thomas Brinkmann, Martin tom Dieck, Ole Frahm, Christina Mayer, Lukas R.A. Wilde


4. Beyond the Frontier. Zur Aktualität des Western in der Kultur der Gegenwart

Tagungsprojekt in Kooperation mit Anja Peltzer, Universität Trier, 07./08. Februar 2020


Ziel der Tagung ist die theoretische wie empirische Neubestimmung des Western-Genres. Dabei ist die These leitend, dass der Western in seinen fiktiven Versuchsanordnungen von Gesellschaft stets die Ursprünge einer ursprungslosen Gesellschaft und damit auch die Herausbildung von normativen Ordnungen verhandelt. Indem sich der Western stets mit dem Selbstverständnis der Gesellschaft auseinandergesetzt hat, aus der er hervorging, antwortete er auch beständig auf zeitgenössische politische und soziale Konflikte – seien dies nun Geschlechterrollen, Bürgerrechte, die Etablierung der Medien oder die Gründung einer Nation auf dem Wege der Ausmerzung indigener Kulturen. Diese ästhetischen Reflexionsleistungen des Western sollen im Rahmen der Tagung empirisch aufbereitet und theoretisch fruchtbar gemacht werden. Denn auch wenn die Blütezeit des Western sicherlich in der ‚Goldenen Ära‘ des Hollywoodkinos (1929–1965) zu verorten ist, so spricht vieles dafür, den Western gerade heute zum Gegenstand kultur- und sozialwissenschaftlicher Analysen zu erheben.

 

Zugesagte Beiträge von: Elisabeth Bronfen, Hauke Brunkhorst, Josef Früchtl, Vinzenz Hediger, Thomas Klein, Gertrud Koch, Arno Meteling, Lars Nowak, Ivo Ritzer, Marcus Stiglegger, Anndreas Wagenknecht, Rainer Winter